Amsterdamer Zeiten
Wie oft muss ich in der letzten Zeit, die wohl auch meine letzte sein wird, an dich denken. Jetzt, da du schon
viele Jahre tot bist und ich dir wohl bald folgen werde, erlaube ich meinen Gedanken sich deiner wieder zu erinnern. Aus meiner Seele und meinem Herzen konnte ich dich nie mehr auslöschen, meine Haut
würde dich sofort wiedererkennen, aber meine Gedanken habe ich mit anderen Dingen beschäftigt und gefesselt. Wie hätte ich sonst weiterleben und weiterarbeiten können nachdem du gingst?
Natürlich hörte ich von dir und deinem Leben, und es war nicht unbedingt alles erfreulich, was dir begegnete
und was du tatest. Ich habe gelesen, was man über dich geschrieben hat. Dein Leben ist so verlaufen, wie es sich schon zu unserer gemeinsamen Zeit abzeichnete. Du bist deinen Weg gegangen. Manches,
was man berichtete, habe ich nicht geglaubt. Wer zählt tatsächlich die Toten? Ich bin froh, dich zu einer anderen Zeit gekannt zu haben, hinter viele Dinge geschaut zu haben. Heute kann ich sagen,
was auch immer geschah, du wirst stets die große Liebe meines Lebens bleiben.
Ich habe damals einen anderen Menschen kennen gelernt als den, der durch den Zeitenlauf geformt wurde. Wohl
vierzig Jahre ist es her und doch sehe ich dich immer noch so jung und lebendig vor mir wie bei unserem Abschied. Unsere Welten waren zu verschieden, als dass es eine Zukunft für uns gegeben hätte.
Selbst die größte Liebe der Welt
scheitert irgendwann an dem Abgrund, der zwischen zwei so unterschiedlichen Leben aus unterschiedlichen Kulturen klafft. Wir hätten dein Ziel gemeinsam erreichen können, aber die Machtkämpfe und
Intrigen um dich herum hätten mich zermürbt. Der Altersunterschied zwischen uns hätte sicher irgendwann Probleme bereitet, denn du brauchtest Erben, die ich dir nicht gebären konnte. Ich weiß heute,
dass du in späteren Jahren noch andere Frauen getroffen hast. Für mich gab es keine Männer mehr nach dir.
Es war richtig, den Schluss-Strich zu ziehen, bevor wir uns zu tief in einem gemeinsamen Leben einrichten konnten. Ich hätte immer auf dich gewartet, der du wie ein wilder Wind durch mein Leben gezogen bist. Du hast Verwüstungen hinterlassen, die ich noch heute beseitigen muss. Aber es war eine schöne Zeit und eine Zeit der tiefen innigen Liebe. Deine Triumphe, die ich nicht miterleben konnte, habe ich eingetauscht gegen die Furcht, die Schrecken und die Enttäuschung deiner Zukunft, denn sie blieben mir erspart.
Wenn ich jetzt an dich denke, sehe ich dich wieder groß, jung und schön vor mir stehen. Wie konnten sie alle
nur so blind sein und dich nicht erkennen. Es war so offensichtlich, dass du kein einfacher Zimmermann warst, trotz Schmutz und ungehobelten Redens. Obwohl du ein Neuling, ein Lernender warst, hörten
doch alle dir zu. Keiner tat deine Fragen als unsinnig ab. Stets nahm man deine Einwürfe ernst und hinterfragte sie. Deine Vorschläge wurden berücksichtigt. Dein Wort galt. Sobald du einen Raum
betratest, beherrschtest du ihn und es konnte sich kaum einer deinem zwargroben, aber liebenswerten Charme entziehen. Letzten Endes auch ich nicht.
Meine Geschichte
Als wir uns kennenlernten, führte ich allein das Gasthaus meiner Schwiegereltern in Amsterdam. Ich hatte mit
sechzehn Jahren den einzigen Sohn Jan geheiratet, der aber bereits nach nicht ganz zwei Jahren Ehe plötzlich starb. Die Ehe war bis dahin kinderlos geblieben. Wahrscheinlich lag es an mir, da ich als
Kind einen schweren Unfall
gehabt hatte und man mir später einmal sagte, dass dies ein Grund für meine Unfähigkeit Kinder zu bekommen sein könne. Ich blieb nach dem Tod meines Mannes bei meinen Schwiegereltern, da ich keine
weitere Familie besaß.
Ich wurde in alles eingewiesen, was man lernen musste, um ein Gasthaus mit Zimmervermietung zu führen. Meine
Schwiegermutter lehrte mich in der Küche an, im Einkauf der Waren und in der Reinigung der Zimmer. Mein Schwiegervater zeigte mir die Bewirtung von Gästen in den Schankräumen und in den Feststuben,
die dieses Gasthaus besonders auszeichnete. Von ihm lernte ich den kaufmännischen Teil des Betriebes. Er führte mich bei allen Händlern und auch bei den Geldgebern ein, da er mich zunächst als seine
rechte Hand und, für die Zukunft, als seine Nachfolgerin ausersehen hatte. „Selbst wenn mal wieder ein Mann hierher kommen sollte, so weißt du doch am besten, wie ich den Gasthof geführt haben
möchte. Immerhin sind wir schon seit drei Generationen hier am Platze“, pflegte er immer zu sagen.
Nach nunmehr zwanzig Jahren hatte ich so viel gelernt, dass ich nach dem Tod meiner Schwiegermutter und dem in
der letzten Zeit begonnenen stetigen Dahinsiechen meines Schwiegervaters, das Gasthaus ganz allein führte. Die vergangenen zehn Jahre seit dem Tod meiner Schwiegermutter waren nochmals eine harte
Lehrzeit für mich gewesen, aber mit jugendlicher Energie hatte ich sie gut bewältigen können. Manches Mal, wenn ich dachte, ich wäre am Ende meiner Kräfte, gab mein Schwiegervater mir wieder Mut und
ich zwang mich, noch einen Schritt weiter zu gehen und noch mehr zu lernen und zu leisten. Es war wie ein Rausch, in den man geraten kann. Sobald eine Grenze erreicht zu sein scheint, zwingt man sich
hinüber, ist stolz und treibt sich selbst vorwärts zu weiteren Zielen, bis das nächste Hindernis einen aufhalten will. So war ich auf meinem Weg schon sehr weit fortgeschritten. Glücklicherweise
waren aber auch einige der alten Bediensteten bei mir, mit denen ich mich notfalls noch beraten konnte. Die Händler, Kaufleute und Geldgeber hatten mich akzeptiert und ich kann wohl auch sagen, dass
sie mich vollständig respektierten als Wirtin des Gasthauses. Frauen im Geschäftsleben waren in Amsterdam zur damaligen Zeit nicht ungewöhnlich, denn die Ehefrauen mussten die Geschäfte weiterführen,
solange ihre Männer auf See waren.
Das Haus war, trotz vieler Umbauten, die in den vorherigen Generationen vorgenommen wurden, immer noch ein
imposanter Anblick. Eigentlich waren es zwei Häuser mit einem Mittelgang, die mein Schwiegervater miteinander verbunden hatte. Altes Gemäuer aus Backsteinen, mit einem imponierenden Giebel zur
Straßenseite hin. Ein Gang, breit genug für ein Fuhrwerk, führte in den ersten Hof für Anlieferungen und zum Unterstellen von Pferden und kleinen Kutschen der Gäste, danach nochmals ein schmaler
Durchgang zu einem kleinen Blumengarten, den meine Schwiegermutter angelegt und liebevoll gepflegt hatte. Hierhin zogen wir uns zurück, wenn wir ungestört sein
wollten. Die meisten Gäste kannten ihn gar nicht, weil er nur von einem Zimmer einsehbar war, nämlich von der Kammer meiner Schwiegereltern, die ebenfalls im Hause gewohnt hatten.
Das Gasthaus lag unweit vom Hafen und den Werften, was stets einen regen Publikumsverkehr mit sich brachte. Die Küche meiner Schwiegermutter war berühmt für ihre
Lachsspezialität in grüner Soße. Das Bier war selbst gebraut, die Weine nicht überteuert und nicht gepanscht und unsere Gästezimmer immer peinlichst sauber. Wir hatten kleinere
Räumlichkeiten für intimere Zusammenkünfte, die mit fein gearbeiteten Möbeln und Bildern ausgestattet waren. Meine Schwiegermutter stellte in den schönen Eckvitrinen herrlich geschliffene Gläser und
chinesisches Porzellan aus.
Außerdem wurde unser großer Festsaal zur Ausrichtung offizieller Bankette benutzt und Stadträte, Professoren und Gildemeister gehörten zu unseren Gästen. Manchmal veranstaltete mein Schwiegervater
auch ein Konzert, indem er Musiker und Sänger einlud und bewirtete und ihnen Gelegenheit gab, ihr Können vor unseren Gästen zu zeigen.
Da die Lage in einer Seitenstraße aber doch für Ruhe sorgte, hatten wir auch viele Übernachtungsgäste. Heute
steht das Haus nicht mehr. Ich ließ es Anfang der 20er Jahre des neuen Jahrhunderts größtenteils abreißen und ein schönes zweckmäßiges modernes Haus dort errichten, da die Kosten der Renovierungen so
hoch wurden, dass es sich
nicht mehr lohnte, es zu erhalten. Damit vernichtete ich aber auch die Räume, die mich immer wieder an die Zeit meines Lebens erinnerten, von der ich berichten will. Sei es drum, es war richtig
so.
Das erste Treffen
Es war an einem Mittwoch, der 16. August 1697, als wir uns das erste Mal begegneten. Voraus ging, sehr
kurzfristig, ein eiliger Briefkontakt zwischen dem Wirtschaftsminister und meinem schon bettlägerigen Schwiegervater, den ich inzwischen wegen seiner fortschreitenden Krankheit im Gasthaus
vollständig vertreten musste. Der
Minister teilte uns mit, dass eine große Russische Gesandtschaft in den Niederlanden sei und eine Delegation davon mit ungefähr zwanzig Personen nach Amsterdam umziehen würde, da sie ihren bisherigen
Aufenthaltsort, Zaadam, nicht
länger bleiben wolle. Sie würden hier die wirtschaftlichen Beziehungen ausbauen und den Schiffsbau auf den Werften der Ostindien-Kompanie erlernen. Unser Gasthof war dazu ausersehen worden, diesen
Teil der Delegation für ca. sechs
Monate zu beherbergen und zu bewirten. Die Kosten würde die Handelskammer tragen, an die wir die Rechnungen senden sollten.
Natürlich war der Antrag sehr ehrenvoll, doch ich hatte meine Bedenken. Auch wenn ich bereits viel Erfahrung
gesammelt hatte, befürchtete ich, dass ich als Frau allein gegen zwanzig Russen in nicht ganz einfacher Position sein würde. Der Minister teilte mir zur Beruhigung mit, dass der enge Vertraute des
Zaren, Fürst Menschikow, die
Delegation begleiten und leiten würde. So stand dann am Nachmittag des 16. August eine Gruppe lärmender Russen in meiner Gaststube. Sie sahen nicht ganz so exotisch aus, wie ich befürchtet hatte. Die
europäische Kleidung machte
den Anblick etwas vertrauter, aber die völlig unverständliche Sprache und das lärmende, auffällige Benehmen trafen mich im ersten Monat wie ein Faustschlag in den Magen, sodass ich zunächst einmal
tief Luft holen musste, als ich aus
meinem Kontor kam.
Ein sehr vornehm gekleideter, mit einer modernen Perücke angetaner Herr trat, nachdem er mit dem Hausdiener
gesprochen hatte, auf mich zu und fragte auf Holländisch nach dem Wirt. Ich sagte ihm, da sei er bei mir genau an der richtigen Stelle und wie wir jetzt die Zimmerverteilung vornehmen sollten. Der
Herr meinte mich nicht richtig verstanden zu haben und fragte erneut nach dem Wirt. „Verzeiht, aber ich bin die Wirtin hier und wenn Ihr besondere Wünsche habt, so müsst Ihr mit mir verhandeln“,
entgegnete ich etwas bestimmter.
„ Ich bitte um Entschuldigung, aber man hatte mich nicht darauf vorbereitet, mit einer Frau verhandeln zu
müssen“, entgegnete der Herr sehr arrogant.
„Ihr werdet Euch daran gewöhnen müssen, dass es bei uns nicht ungewöhnlich ist, wenn Frauen die Geschäfte Ihrer
Männer und Väter nach deren Tod weiterführen. Vielleicht wäret Ihr so freundlich mir zu sagen, mit wem zu sprechen ich das Vergnügen habe, damit wir dann die Einquartierung der Gäste vornehmen
können.“ Ich würde mich von seinem
Benehmen nicht einschüchtern lassen. Auf diese Weise ließ ich nicht mit mir reden. Mein Schwiegervater hatte schon immer festgestellt, dass ich in solchen Momenten, wenn jemand mein Können und meine
Position anzweifeln wollte,
ausgesprochen „von oben herab“ werden konnte.
„Fürst Menschikow“, stellt sich der Herr mit einer leichten Verbeugung vor, die ich mit einem Kopfnicken
quittierte.
„Sehr erfreut Eure Bekanntschaft zu machen. Ich bin Mevrouw van de Wouwer. Mein Schwiegervater kann wegen einer schweren Erkrankung leider seine Stelle als Wirt nicht mehr erfüllen. Mit Anliegen und Wünschen wendet Ihr Euch, bitte, stets an mich.“ Auch wenn ich nur eine Müllertochter war, so hatten mich die Jahre in der Großstadt und in dem Gasthof gut vorbereitet auf Zusammentreffen mit Herren von der hochtrabenden Art des Botschafters. Der vornehme Herr musste diese Mitteilung offensichtlich erst verdauen. „Wenn Ihr mir bitte folgen wollt, so können wir das Weitere besprechen, damit wieder Ordnung und Ruhe in der Gaststube eintritt. Die Zimmer sind alle vorbereitet. Die Hausdiener und die Mägde können den Herren behilflich sein beim Einzug.“ Ich winkte dem wartenden Personal. Mit diesem und dem vornehmen Russen im Schlepptau ging ich in die Gaststube.
„Mevrouw, ich habe noch eine Bitte. Habt Ihr eine etwas größere Wohnung, in der man abends noch arbeiten
könnte, für einen unserer Teilnehmer. Es wäre uns unangenehm, wenn wir die Ausarbeitungen und Besprechungen, die wir täglich zusammen machen werden, im Gastraum bei anderen Gästen machen müssten“,
fragte Fürst Menschikow.
„Ich werde ihm die Wohnung meiner Schwiegereltern geben. Zeigt mir den Mann, ich werde ihn selbst nach oben
geleiten.“ Der Fürst führte mich zu besagtem, noch sehr jungem Mann, der sich, als wir uns ihm näherten, zu ungeahnter Größe erhob - er maß mindestens zwei Meter. Erschrocken blickte ich zu ihm
empor. Zwar war ich nicht gerade klein gewachsen, aber neben diesem Mann kam ich mir vor wie ein Zwerg. Er begrüßte mich formvollendet mit einer Verbeugung und folgte mir zusammen mit dem Fürsten in
den ersten Stock zu den ehemaligen Zimmern meiner Schwiegereltern. „Seht, es ist ein schönes Schlafzimmer mit Blick in den Garten hinaus, die Wohnstube schaut zum Hof hin. Diese Tür führt über eine
hintere Treppe nach draußen. Wenn Ihr es wünscht, gebe ich Euch gern den Schlüssel dafür. Unter diesen Räumen befindet sich nur noch der Zugang zu meinem Büro. Ihr werdet hier folglich in Ruhe
arbeiten können.“ Ich nickte dem Herrn nochmals freundlich zu und wandte mich dann an den Fürsten: „Vielleicht sollten wir nun die Verpflegung und die Abrechnungsmodalitäten besprechen. Wenn Ihr mir
bitte folgen würdet.“ Ich ging voran in mein Büro. Hinter mir wechselten der Fürst und der andere russischeGesandte noch einige Worte, wobei der große Mann herzlich lachte.
Der Fürst klärte mich bei einem Glas Wein in meinem Büro kurz noch einmal über Sinn und Zweck Ihres Aufenthaltes auf: „Wir sind hier im Auftrage des Zaren, der
insbesondere an der Entwicklung des Schiffbaues interessiert ist. Die Männer werden folglich auf der Werft arbeiten und natürlich auch die sonstigen wirtschaftlichen
Besonderheiten Eures Landes kennenlernen wollen. Vielleicht habt Ihr da auch die eine oder andere interessante Empfehlung für uns. Insbesondere Peter Michaelow, dem Ihr gerade die Wohnung gegeben
habt, wird sich in der Stadt und der Umgebung umsehen wollen. Sicherlich wäre da der Schlüssel für den Hintereingang sinnvoll für ihn.“
„Ich will Euch gern behilflich sein mit den Beziehungen, die ich habe. Mir liegt auch ein entsprechendes
Schreiben des Bürgermeisters vor. Bei uns im Hause verkehren viele Wissenschaftler, Künstler und Forscher. Gern will ich Mijnheer Michaelow dort vorstellen oder ihn mit meinen Lieferanten bekannt
machen, sofern dieses den
Bedürfnissen der Delegation förderlich ist“, bot ich dem Fürsten an.
„Dieses Angebot erfreut mich sehr. Ich werde mit ihm darüber reden und Euch benachrichtigen.“ Wir besprachen
noch Besonderheiten der Bewirtung und die wöchentliche, an die Handelskammer zu stellende Rechnung, die der Fürst mir gegenzeichnen sollte, bevor wir erneut die Gaststube betraten. Das Gepäck war
inzwischen fortgeschafft worden. In der großen Gaststube saßen nur noch die Männer, denen wir nun Speisen und Getränke auftragen sollten.
Später am Abend plante ich mit meinen Hausdienern und den Köchinnen den zukünftigen Tagesablauf. Die russische Gesandtschaft musste stets schon um fünf Uhr früh
frühstücken, musste mittags mit Speisen und Getränken auf der Werft versorgt und abends erneut bewirtet werden. Fürst Menschikow hatte mich auf besondere Speisen- und
Getränkegewohnheiten hingewiesen, sodass ich nun Bestellungen an meine Lieferanten aufgeben musste, welche die Laufburschen sofort erledigten. Mit den Köchinnen sprach ich den Speiseplan der nächsten
Tage durch. Die Hausdiener
sollten mir noch einige Laufburschen besorgen, die mittags das Essen auf die Werft bringen konnten. Hierfür benötigten wir unbedingt zusätzliche Töpfe und Gefäße aus Metall, die wir zum Transport
benutzen konnten und die nicht gleich
kaputtgingen. Außerdem brauchte ich Männer, die abends in der Gaststube bedienen konnten, da ich die Mägde am Abend nicht gern mit den Russen, die auf mich nicht besonders vertrauenerweckend wirkten,
allein lassen wollte.
Lange Zeit saß ich noch an meinem Schreibtisch und arbeitete. Ich hatte mir eine an das Büro anschließende Kammer als Schlafraum eingerichtet. Ich fühlte mich, nachdem ich Schwiegervater zu seiner Schwester, die ihn pflegte, gebracht hatte, in den großen Räumen meiner Schwiegereltern einsam. So konnte ich immer direkt nach der Arbeit ins Bett gehen, war aber in der Nähe, wenn mich jemand brauchte oder Probleme auftraten.
An diesem Abend ging ich sehr spät ins Bett. In der Gaststube herrschte bereits Ruhe, da die Männer wohl müde
von der Reise waren. Nur über mir schien ein unruhiger Geist unterwegs zu sein. Lange Zeit hörte ich laute Stimmen und später zeugten schwere Schritte davon, dass der dort logierende Peter Michaelow
noch nicht zur Ruhe gefunden hatte. (...)